3. Dezember 2024

Geschichten um den Skoda im Schlossteich

Einsam war er, das Wasser reichte ihm bis übers Lenkrad. Den Leuten auf der Brücke hatte er gleich beim Eintauchen den Rücken zugewandt. Auf einige hatte er wirklich null Bock, was auf Gegenseitigkeit beruhte, erst recht nach den zerstörerischen Attacken auf sein Äußeres. Sein Dasein war ihm letztlich schon ziemlich egal, da wurde er nach aufwändigen schönheitschirurgischen Maßnahmen in halbwegs sichere Gefilde verlegt, womit er als einfacher Skoda nicht gerechnet hatte.

Jetzt fühlte er sich viel wohler. Die Neugierigen mit ihren Tretbooten behielt er dennoch konsequent im Scheinwerfer, als irgendwann urplötzlich eine schwankende Badewanne mit zwei Leuten drin aufkreuzte, von denen vor allem die langen Arme und Beine zu sehen waren. Der Rest musste nach unten gerutscht sein. So unterschiedlich sie waren: Der Skoda und die Badewanne fanden sich auf Anhieb sympathisch. Sie pflegten ein aufmerksames Miteinander, wobei keiner die Kreise des anderen störte, bis der Skoda nach einer Nacht voller Alpträume seinen Scheinwerfern nicht trauen wollte: Die Badewanne war verschwunden!

Was passiert war, ist noch nicht raus. Folgendes Gerücht macht die Runde: Die Badewanne ist vor einem Krokodil geflohen. Man sagt, es sei das Unstrut-Krokodil, das am liebsten Müll frisst. Nachdem es den ganzen Unstrut-Müll aufgefressen hatte, hatte es sein innerer Müll-Kompass zu unserem Schlossteich dirigiert, denn der Schlossteich gehört zu den Müll-Hotspots in unserer Stadt. Beim Anblick der Badewanne war unserem Kroko-Müll dann eine Extraportion Wasser im Maul zusammengelaufen. Doch der Überraschungsangriff auf die vielen Würste von einem Rösterstand am nahen Ufer hatte ihn etwas träge werden lassen.

Nach einer wilden Verfolgungsjagd konnte sich die Badewanne seinem Zubiss entziehen, zumindest vorerst. Manche sagen, sie sei bereits auf dem Weg zur Zwickauer Mulde… Schade für den Skoda. Das Kroko-Müll dümpelt erschöpft bei der Jansen-Fabrik in der flachen Chemnitz. Ihm war sogar der Müll-Appetit vergangen. Nein, diesen Müll, den fress ich nicht mehr! Sollen sie ihn doch selber fressen, die Gaffer. Sein Zorn war also immer noch nicht verraucht. Besser wäre es, keinen zu machen. Das geht. Sie müssen es nur wollen. Und dann passierts auch.

Krokodil in der Chemnitz

Eine Plogging4Chemnitz-Story. Wie geht die weiter? 

Ganz einfach wie im richtigen Leben: Seine von Krokodilstränen verschleierten Augen staunten nicht schlecht, als die Weltkugel über die Chemnitz auf ihn zugeschwommen kam. Die schwamm aber nicht selbst. Die Meeresschildkröte Ariel trug sie auf ihrem Buckel. Der Rest ist schnell erzählt: Zwischen unserem Kroko-Müll und der Meeresschildkröte war es Liebe auf den ersten Blick, und bis sie weiterziehen, lassen sie sich gerne in der Chemnitz treiben und so weiter. Einen verblüffenden Gedanken gaben sie mir mit auf meinen Weg:

Wenn eine Meeresschildkröte die ganze Welt tragen kann, was für ein Leben wäre für alle Menschen möglich, wenn sie nur achtsam und friedlich miteinander umgehen könnten, wollten…? Jeder für sich und alle zusammen. Wie viele Chancen bekommen wir noch?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert